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Im zweiten Weltkrieg gefallen und schmerzlichst vermisst: Hermann Kemmner

Aktualisiert: 29. Sept. 2023

Mein Großonkel Hermann Kemmner ist am 6. Februar 1920 in Unterensingen geboren (Evangelische Kirche Unterensingen, 1925). Er war das zweite Kind meiner Urgroßeltern Hermann und Marie Kemmner (Evangelische Kirche Unterensingen, 1910). Sein Vater machte folgenden Eintrag in der Familienbibel: „Am 6. Feb. 1920 ist mir der zweite Sohn Hermann Gustav geboren. Der Herr behüte Ihn auf allen seinen Wegen.“ (Kemmner, o. J.).


Familienbibel 1920 Hermann Kemmner
"Am 6. Feb. 1920 ist mir der zweite Sohn Hermann Gustav geboren. Der Herr behüte Ihn auf allen seinen Wegen." steht in der Familienbibel von Hermann Eltern geschrieben (Foto: Familienbibel in Familienbesitz).

Am 22. Februar um 14 Uhr wurde Hermann von Pfarrer Wacker in der evangelischen Kirche von Unterensingen getauft. Seine Taufpaten waren Gottlieb Kemmner, Mechaniker in Spandau, der Bruder seines Vaters sowie Karoline Kemmner, Mechanikers Ehefrau, die Schwester seiner Mutter. Stellvertretend war auch Gustav Kemmner, Kunstmaler, ebenfalls Bruder seiner Mutter, als Taufpate benannt.

(Evangelische Kirche Unterensingen, 1925)


Hermann Kemmner Gustav Karoline Gottlieb
Hermanns Taufpaten waren seine Tante Karoline, sowie seine Onkel Gottlieb und Gustav (eigene Darstellung)

Neben seinem älteren Bruder Richard, der bereits 1912 geboren wurde, folgten nach Hermann noch eine Schwester namens Marta und mein Opa Otto (Evangelische Kirche Unterensingen, 1910). Besonders die drei jüngeren Geschwister hatten ein enges Verhältnis.


Als kleiner Junge besuchte Hermann die sogenannte Kinderschule, den ersten Kindergarten des Dorfes, an der Bergstraße in Unterensingen bei Schwester Karoline Reuß (Unterensingen, 1984). Sie soll eine liebevolle Frau gewesen sein (Kemmner, 2019).

Kinderschule Unterensingen Karoline Reuß
Die Kinderschule in Unterensingen bei Schwester Karoline Reuß (Unterensingen, 1984, S. 32).

Die Kinder schauten gerne gemeinsam Bilderbücher an. Hermanns dickes bebildertes Sachbuch zu Tierkrankheiten mit Vorschlägen zur Behandlung war dabei sehr beliebt, da es viele Abbildungen enthielt. (Kemmner, 2010)


Eine weitere Vorliebe Hermanns waren Plätzchen: Er und seine Geschwister liebten Weihnachtsplätzchen. Wenn ihre Mutter im Dezember gebacken hatte und das Gebäck vom Bäcker zurückholte, erhielt jedes Kind eines zum Probieren. Den Rest der Kekse versteckte ihre Mutter, denn es sollte sie erst an Heiligabend geben. Hermann hatte jedoch einen regelrechten Spürsinn: Er fand jedes Versteck und sobald die Eltern einen Abend längere Zeit weg waren, suchten die Kinder die Schüssel mit den Gutsl’a. Hermann war dabei der Suchtruppführer. (Kemmner, 2010)


Das gemeinsame Schlafzimmer der drei Brüder Richard, Hermann und Otto lag dafür besonders praktisch direkt an der Küche vorbei Richtung Scheune (Kemmner, 2019).


Ab 1926 besuchte Hermann die Volksschule in Unterensingen. Der Unterricht fand von Montag bis einschließlich Samstag von 8 - 12 Uhr statt. In diesem 4 Stunden gab es eine Pause von 15 Minuten. Montags, dienstags, donnerstags und freitags wurde auch nachmittags von 14 - 16 Uhr unterrichtet. Die drei jüngeren Geschwister teilten sich zwei Schulranzen. (Kemmner, 2010)


Dorf Unterensingen Stuttgart Nürtingen
Das Dorf Unterensingen zur damaligen Zeit aus dem Fotobestand meines Opas (Foto: in Privatbesitz).

Als zweiter Sohn der Familie, musste Hermann, wie auch seine jüngeren Geschwister, schon früh mitarbeiten. In den Schulferien brachten die jüngeren Kinder gegen 7 Uhr am Morgen ein Frühstück zu ihrem Vater und ihrem älteren Bruder Richard aufs Feld. Dort starteten auch sie mit ihrer Arbeit, dem Schwaben des Grases - sie mussten also das gemähte Gras gleichmäßig mit der Gabel auf dem Boden zerstreuen. (Kemmner, 2010)


In seinem Buch erinnert sich mein Opa an eine lustige Situation mit seinem Bruder: Hermann wollte in Abwesenheit der Eltern die Pfeife des Vater rauchen. Er nahm mächtige Züge und blies richtige Rauchwolken in die Luft. Mein Opa Otto machte es nach, ihm wurde schnell übel. Hermann rauchte weiter und wollte seinem Bruder zeigen, dass er es besser konnte. Doch es dauerte nicht lange und auch ihm wurde sehr übel. (Kemmner, 2010)


In seiner Freizeit ging Hermann gerne zur Jugendschar, der Jugendgruppe des CVJM. Spielend verbrachte er dort, auch mit seinem Bruder Otto, die Sonntagnachmittage. Gespielt wurden Quartett, Schach und Geschicklichkeitsspiele. Es wurde auch gebastelt, gesungen und erzählt und zum Abschluss wurde in der Bibel gelesen. Bei gutem Wetter hielten sich die Kinder im Freien auf, machten Ballspiele, Schnitzeljagden, Geländespiele, Wanderungen und auch ab und zu Tagesausflüge. (Kemmner, 2010)

Hermann scheint bei vielen Unternehmungen der Organisator gewesen zu sein und hat seinen kleinen Bruder Otto bei vielen Erlebnissen integriert.


Doch Hermann war auch sehr musikalisch. Er spielte Harmonium und es viel ihm leicht gehörte Melodien nachzuspielen. (Kemmner, 2019)


Im Jahr 1933 wurde Hermann konfirmiert. Gleichzeitig endete auch seine Schulzeit.

Hermann Kemmner
Hermann Kemmner (Foto: in Privatbesitz)

Hermann begann eine Lehre als Eisendreher in der Maschinenfabrik Esslingen. Die 1846 gegründete Firma baute Lokomotiven, Eisenbahnwagen, Straßenwagen und andere Schienenfahrzeuge (Förderverein zur Erhaltung von Lokomotiven der Maschinenfabrik Esslingen e.V.). Dafür musste er täglich in das etwa 4 Kilometer entfernte Wendlingen (heute Unterboihingen) gehen und von dort mit dem Zug nach Esslingen fahren. Später hat er für seine tägliche An- und Abfahrt das Rad genommen. (Kemmner, 2019)


Maschinenfabrik Esslingen
Die Maschinenfabrik Esslingen Mitte des 19. Jahrhunderts (Foto: Beck, 1989. S. 78).

Hermann war sehr geschickt und mein Opa ging davon aus, dass sich Hermann später sicher als Eisendreher selbständig gemacht hätte. (Kemmner, 2019)


Auch nach der Arbeit musste Hermann, hauptsächlich in der Erntezeit, in der elterlichen Landwirtschaft mithelfen. Auch der Urlaub wurde für die Erntearbeit genutzt. Das kannten die Kinder aber schon aus Schulzeiten, daher war es für sie selbstverständlich. Kam er abends von seiner Lehrstätte nach Hause, packte er noch mit an und half beispielsweise beim Abladen der Kartoffeln oder Rüben. (Kemmner, 2010)


Feldarbeit Unterensingen Kemmner
Feldarbeit bei der Familie Kemmner - hier zu sehen Hermanns Eltern und sein Bruder Richard. (Foto in Privatbesitz).

Seine Freundin Mariette lernte Hermann vermutlich in der „Traube“ kennen, einer lokalen Gaststätte nur wenige Hundert Meter von seinem Elternhaus entfernt (Kemmner, 2019).


Hermann Kemmner Mariette Müller
Mariette und Hermann (Foto: zur Verfügung gestellt von Margot Koch).

Mariette war zwei Tage älter als Hermann. Sie wurde am 4. Februar 1920 im nahegelegenen Nürtingen geboren. Ihre Eltern waren der Küfermeister Adolf Müller sowie seine Frau Maria. (Evangelische Kirche Unterensingen, 1944)


Im Jahr 1936, als Mariette sechzehn war, übernahmen und renovierten ihre Eltern die Gaststätte in der damaligen Trinkgasse in Unterensingen (heute: Esslinger Straße 40). Die Familie wohnte, wie damals üblich, über der Gaststätte. Mariettes Vater hatte außerdem einen Biervertrieb von Hackerbräu und hat selbst Sprudel hergestellt. Etwa zur Zeit der Renovierung war bei diesem Prozess eine Flasche geplatzt, wobei sich der Vater eine Blutvergiftung zuzog und daran starb. Die beiden Frauen, Mariette und ihre Mutter, bewirtschafteten die Gaststätte daher zu zweit. (Kemmner, 2019; Kemmner, 2023)


Unterensingen Gasthaus zur Traube Müller
Das Gasthaus Traube nach der Renovierung 1936 in Unterensingen (Foto: Unterensingen, 1984, S. 37).

Hermann war Mitglied im schwäbischen Albverein und ist viel mit Mariette gewandert (Kemmner, 2019).


1937, als Hermann etwa 17 Jahre alt war, plante er eine Fahrradtour nach Berchtesgaden. Mein Opa war auch mit dabei und hat die Tour beschrieben. Neben Hermann und seinem Bruder Otto, nahmen noch drei weitere Freunde teil. Die Tour führte über Ulm, Augsburg, München, Berchtesgaden, unter anderem auch an den Königssee. (Kemmner, 2010)



Die Freunde hatten eine schöne Zeit, übernachteten in Jugendherbergen und konnten dort auch preisgünstig Abendessen. Mittags kochten sie ihr Essen selbst, meist eine Maggi-Suppe, ab und an auch eine am Spieß gebratene rote Wurst. Eine Nacht wollte die Freunde in Zelten im Wald verbringen und hatten sich einen schönen Platz ausgewählt. In der Nähe des Zeltplatzes war eine Gruppe Waldarbeiter beschäftigt. Beim Abendessen waren alle guten Muts. Je dunkler es wurde, desto unheimlicher wurde es allen. Nach kurzer Besprechung packte jeder in Windeseile seine Habseligkeiten zusammen und gemeinsam fuhren sie zur nächsten Jugendherberge. Nach einer guten Stunde erreichten sie diese in Reit im Winkel und erhielten glücklicherweise noch Plätze. (Kemmner, 2010)


Unterensingen Hermann Kemmner Fahrrad
Hermann (rechts) und ein Freund auf dem Fahrrad (Foto: zur Verfügung gestellt von Margot Koch).

Am nächsten Tag fuhren sie zum Reiseziel Berchtesgaden. Für die Besichtigung des Salzbergwerks sowie die Umgebung von Berchtesgaden hatten die Freunde einige Tage eingeplant. Nachmittags erfuhren sie, dass Hitler auf dem Obersalzberg sei. Besucher und Feriengäste könnten ihn dort sehen. Da sie ohnehin auf den Obersalzberg wollten, reihten sie sich mit den Fahrrädern in den Besucherstrom ein. Von Hitlers Sicherheitsgruppe wurden sie durch einen relativ schmalen Hohlweg an Hitler vorbei geschleust. (Kemmner, 2010)


Am darauf folgenden Tag standen der Königssee und der Hintersee auf dem Programm. Bei herrlichem Wetter nahmen sie an einer Schifffahrt auf dem Königsee teil. Die wunderschöne Bergwelt, der Obersee und der malerische Ort Sankt Bartholomä machten auf die Jungs einen gewaltigen Eindruck. Mitten auf dem See stoppte der Kapitän und blies auf einer Trompete, das Echo kam wunderschöne zurück. Gerne wären sie dort noch länger geblieben. (Kemmner, 2010)


In München machten sie noch einen längeren Stopp, um die Stadt und das Deutsche Museum anzusehen. Die Jugendherberge, in der sie übernachteten, war in einer ehemaligen Synagoge untergebracht. Der Museumsbesuch war für alle ein beeindruckendes Erlebnis. (Kemmner, 2010)


Fahrradtour Unterensingen
Junge Frauen und Männer auf dem Fahrrad aus dem Fotobestand meines Opas. Wer genau auf diesem Foto zu sehen ist, ist mir nicht bekannt, aber so ähnlich wird Hermann bei seiner Fahrradtour ausgesehen haben (Foto: in Privatbesitz).

Nach den Münchener Tagen ging es weiter in Richtung Heimat. Ursprünglich wollten sie in Augsburg übernachten, kamen aber so gut voran, dass sie beschlossen noch bis Ulm zu fahren. In Ulm einigten sie sich, auf der in Bau befindlichen Autobahn Ulm - Stuttgart noch bis nach Hause zu fahren. Auf dem bereits betonierten Straßenabschnitt kamen sie sehr gut voran, auch auf der noch im Bau befindlichen Strecke lief es zunächst gut. Auf der schwäbischen Alb machten sie eine Pause und kehrten in einer Gastwirtschaft ein. Jeder bestellte eine Portion Leberkäse. Anstelle von Brotscheiben legte der Wirt einen großen Laib Brot auf den Tisch, von dem jeder so viel essen konnte, wieviel er wollte. (Kemmner, 2010)


Nach der Brotzeit setzten sie die Heimreise fort. Die Straße wurde zunehmend schlechter und nach einigen Kilometern war auf einmal die Straße nicht mehr befahrbar und weit und breit kein Dorf in Sicht. Sie mussten die höher gelegene Autobahn verlassen, dies war jedoch gar nicht so einfach. Zu allem Unglück brachen bei diesem Manöver an einem Hinterrad etliche Speichen. Um mit dem Fahrrad überhaupt noch fahren zu können, durfte das Hinterrad nicht mehr mit Gepäck belastet werden. Die Freunde beschlossen, der Leichteste sollte dieses Fahrrad fahren, die anderen vier übernahmen abwechseln zusätzlich sein Gepäck. Gegen 6 Uhr am Morgen kamen die Jungs müde zu Hause in Unterensingen an. (Kemmner, 2010)


Als der zweite Weltkrieg ausbrach, wurde Hermann zunächst von seinem Arbeitgeber als unabkömmlich reklamiert und konnte so zu Beginn des Kriegs weiterhin zuhause bleiben. Erst 1942 wurde Hermann dennoch eingezogen. (Kemmner, 2010)


Hermann Kemmner Soldat Zweiter Weltkrieg Panzer
Hermann Kemmner als Soldat (Foto: in Privatbesitz).

Auf dem Kragen seiner Uniform sieht man zwei Totenköpfe, Hermann war jedoch bei der Panzertruppe. Die Erklärung dazu:„Ein Totenkopf am Kragen bedeutete (…) SS, zwei davon Panzertruppe der Wehrmacht. Eine Unterscheidung, die – wenn überhaupt – nur bei sehr wenigen Soldaten der Anti-Hitler-Koalition angekommen sein dürfte.“ (Althaus, 2018).


Durch Recherchen im Bundesarchiv konnte ich herausfinden, dass Hermann der Stamm-Kompanie Panzer-Ersatz-Abteilung 7, der Stab Panzer-Ausbildungs-Abteilung 7 sowie der 6. Kompanie Panzer-Ausbildungs-Abteilung 7 zugehörte. Zum Schluss war er Teil der Panzer-Abteilung Feldherrnhalle. (Bundesarchiv, 2021)


Hermann Kemmner Mariette Müller
Hermann und Mariette (Foto: zur Verfügung gestellt von Margot Koch).

Im März 1943 , vermutlich während Hermanns Urlaub, haben sich Mariette und Hermann verlobt.


Verlobungsanzeige Hermann Kemmner Mariette Müller
Verlobungsanzeige von Hermann und Mariette (Karte in Familienbesitz).

Im folgenden Jahr stand ihre Hochzeit an: Am 28. April 1944 heirateten die beiden standesamtlich, am 3. Mai folgte die kirchliche Hochzeit. Zur Hochzeitsfeier konnten sich seine Brüder Richard und Otto frei nehmen. (Kemmner, 2010)


Hochzeitsanzüge Mariette Müller Hermann Kemmner
Heiratsanzeige von Mariette und Hermann Kemmner (Karte: im Familienbesitz).

Hermann Kemmner Mariette Müller
Mariette und Hermann heiraten am 28. April 1944 standesamtlich (Foto: zur Verfügung gestellt von Margot Koch)

kirchliche Hochzeit Hermann Kemmner Mariette Müller
Am 3. Mai folgte die kirchliche Hochzeit der beiden (Foto: Zur Verfügung gestellt von Marianne Keller)

Es war auch das letzten mal, dass die vier Geschwister beisammen waren. (Kemmner, 2010).

Kemmner Unterensingen
Eines der letzten vollständigen Familienbilder: Die Eltern Marie und Hermann vorne, hinten Hermann, Marta, Otto und Richard (v. l. n. r.) (Foto: in Familienbesitz).

Zwei Monate nach seiner Hochzeit, war Hermann wieder an der Ostfront und kämpfte nahe Minsk. Die Geschehnisse werden später als die schlimmste Niederlage in die deutsche Militärgeschichte eingehen. Der Rückzug der Einheiten wurde meist viel zu spät erlaubt, sodass es für die Soldaten sehr schwierig wurde, sich von der Sowjetarmee abzusetzen. Der Rückzug ab dem 26. Juni lief langsam ab, da er durch ein schwer passierbares Waldgebiet führte und dann zwangsläufig zu einer der wenigen Brücken über die Beresina. Auf der einzigen, unbefestigten Straße zwischen Mogilew und der Beresina stauten sich die Kolonnen kilometerweit. Permanent wurden die Einheiten von gegnerischen Kampfflugzeugen angegriffen, sodass die sich stauenden Soldaten regelrecht vernichtet wurden . Am 28. Juni gipfelte die Situation in Chaos und unzähligen Toten. (Kellerhof, 2019 & Seewald, 2014)


Auch Hermann ist am 28. Juni 1944 auf dem Rückzug zwischen Minsk und Mogilew gefallen (Kemmner, 2010). Durch einen Bombensplitter im Genick verliert er sein Leben. Er wurde dort, „5 km ostw. Beresina“ im heutigen Belarus beerdigt (Bundesarchiv, 2021).


Mein Opa Otto hatte ihm aus dem Lazarett zwei Briefe geschrieben. Diese kamen zurück. Auf ihnen war vermerkt: „Gefallen für Großdeutschland“ (Kemmner, 2010).

Feldpost gefallen für Großdeutschland
Feldpost an den bereits gefallenen Hermann Kemmner (Briefe in Familienbesitz).

Am Sonntag, den 3. September 1944 fand um 14 Uhr ein Trauergottesdienst in der evangelischen Kirche in Unterensingen statt.


Nürtinger Zeitung Hermann Kemmner Traueranzeige
Traueranzeige für Hermann Kemmner in der Nürtingen Zeitung (Zeitungsausschnitt in Familienbesitz).

Trauergottensdienst Hermann Kemmner
Der Trauergottesdienst für Hermann Kemmner (Foto: zur Verfügung gestellt von Margot Koch).

Ein Grab gab es nicht. Stattdessen pflanze Hermanns Vater Karl Hermann eine Birke vor dem Haus der Familie. Diese steht auch heute noch und ist den Jahrzehnten hoch gewachsen. (Kemmner, 2010)


Birke Unterensingen
In Andenken an Hermann pflanzte sein Vater eine Birke vor dem Haus der Familie (Foto: in Privatbesitz)

Auf dem evangelischen Friedhof ist Hermanns Name später auf einem Gedenkstein an die Gefallenen des zweiten Weltkriegs verewigt worden.


Gedenkstein Zweiter Weltkrieg Hermann Kemmner
Gedenkstein für die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs aus Unterensingen. Auch Hermanns Name ist hier vermerkt (Foto: In Privatbesitz).

Für seine Frau Mariette muss diese Zeit besonders schwer gewesen sein. Wenige Jahre zuvor hatte sie ihren Vater verloren, nun ihren geliebten Ehemann. Später heiratete Mariette Erwin Schweizer und bekam eine Tochter namens Margot. Mit Margot Koch habe ich zwischenzeitlich Kontakt aufgenommen. Sie stellte mir viele Bilder der beiden zur Verfügung und erzählte mir, dass auch sie als kleines Kind noch über der Gaststätte zur Traube gelebt hat und gerne zu Besuch bei Hermanns Eltern war. (Kemmner, 2023)


Auch von seinen Geschwistern wurde Hermann schmerzlichst vermisst. Mein Opa und auch seine Schwester Marta haben immer sehr liebevoll und sehsüchtig über ihren Bruder Hermann gesprochen. Beide sprachen von ihm als „mei Hermann“.


 


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